Uni Rostock

Umstrittenes UnkrautvernichtungsmittelWie gefährlich ist Monsantos Glyphosat wirklich?

Das Unkrautgift Glyphosat sorgt seit über 40 Jahren für  Kopfzerbrechen und steht sogar unter Verdacht, krebserregend zu sein. Nun stellen neue Erkenntnisse aus der Forschung alles in Frage, was bisher über Glyphosat bekannt war.

Peter Gros von der Uni Rostock kniet sich seit zwei Jahren in das Umweltverhalten des weltweit wichtigsten Herbizids Glyphosat. Einsatzgebiete finden sich nicht nur in der industriellen Landwirtschaft, auch bei Hobbygärtnern erfreut sich Glyphosat einer großen Beliebtheit. Über viele Jahre galt das Mittel als unbedenklich für Mensch und Umwelt. Man ging davon aus, dass Glyphosat stark an Metalloxide im Boden gebunden wird und deshalb nicht einfach in die Umwelt ausgewaschen werden kann. Einmal fixiert, wird Glyphosat dann von Bakterien zu Kohlenstoffdioxid und Phosphat abgebaut.

Glyphosat-Panik greift um sich

Doch jüngst geriet das Unkrautbekämpfungsmittel in die Schlagzeilen. Es soll giftig sein und sogar Krebs erregen. „Seit über 40 Jahren Forschung stehen wir immer noch vor Problemen mit dem Unkrautgift“, sagt Peter Gros von der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock.

Vor diesem Hintergrund hat sich ein Team an der Uni Rostock gebildet, um die Wechselwirkung von Glyphosat mit Bodenbestandteilen auf molekularer Ebene zu verstehen. Die Frage nach dem Krebsrisiko können die Forscher nicht mit endgültiger Sicherheit beantworten – schließlich sind sie keine Mediziner.

„Aber wir hoffen, dass wir mit unserer Forschung zur Aufklärung der Wechselwirkungen von Glyphosat in komplexen Systemen beitragen können“, so Peter Gros. „Es gibt unzählige Studien, die sich widersprechen. Die Phänomene, die wir in der Natur beobachten, stellen alles infrage, was bisher über Glyphosat bekannt war.“

Wie kommt Glyphosat in die Ostsee?

Zum großen Erstaunen ist vor etwa zwei Jahren Glyphosat sogar in der Ostsee nachgewiesen worden – und hat dort gleich die Grenzwerte gesprengt. In die Ostsee dürfte das Unkrautvernichtungsmittel aus bodenkundlicher Sicht eigentlich niemals hingelangen.

Dazu erklärt Professor Detlef Schulz-Bull vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde: „Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat kann über die Flüsse in die Ostsee eingetragen werden. In Mündungsgebieten sowie in Küstengewässern von Mecklenburg-Vorpommern wurden hohe Konzentrationen von Glyphosat und des Abbauproduktes AMPA nachgewiesen. Die Transportprozesse und die biologischen Effekte sind Bestandteil aktueller Arbeiten.“

Verhaltensstudie eines Unkrautgifts

Peter Gros will nun mit seinem Physiker-Kollegen von der Uni Rostock, Dr. Ashour A. Ahmed, durch theoretische Modellierung auf der einen Seite und detaillierte Experimente auf der anderen die Wechselwirkungen von Glyphosat betrachten und aufklären.

„Wir konnten bereits eindeutig nachweisen, dass die organische Bodensubstanz einen starken Einfluss auf die Bindung von Glyposat im Boden hat“, sagt Gros.

Denn der Boden als organisches System verhält sich komplexer, als bisher vermutet wurde. So fanden die Forscher bei ihren Untersuchungen heraus: Obwohl Glyphosat stark im Boden gebunden ist, kann es dennoch mobil, also auswaschbar sein.

Untersuchung mit dem Teilchenbeschleuniger

Nun geht es darum, die Bindungsverhältnisse im komplexen System aufzuklären. Dazu will das Team aus Rostock gemeinsam mit Kollegen in Kanada Bodenproben mithilfe von hochenergetischer Strahlung aus dem Teilchenbeschleuniger untersuchen. Davon erhoffen sie detaillierte Erkenntnisse über konkrete Bindungsverhältnisse von Glyphosat an den Bodenbestandteilen.

Originaltext

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